Interview mit MTV- VJane Simone Heppner

Direkt mit Ihrem Start auf MTV2 Pop, sind die “Official Dance Charts” (ODC40), eingeschlagen wie eine Bombe und haben sowohl von Machern als auch Hörern sofort einen für neue Charts ungewöhnlich hohen Stellenwert beigemessen bekommen.
Den riesigen Erfolg hat die wöchentliche Chartshow im Popchannel sicher auch zu einem großen Teil ihrer charismatischen Moderatorin zu verdanken. Grund genug für BeatCounter, die sympathische Hessin einmal für Euch zu treffen und auszuquetschen über Musik, Fernsehen und wie sie es schafft, beides so unterhaltsam zu verbinden.

Hallo Simone, schön dass Du die Zeit gefunden hast uns etwas über Dich und die ODC zu erzählen. Vielleicht fangen wir direkt mit der meistgestellten Frage überhaupt an: Wie bist Du zu MTV2 Pop gekommen bzw. was hast Du vorher so getrieben?
Direkt nach dem Abi bin ich aus Frankfurt nach Köln gegangen und habe zunächst mal ein Praktikum bei VIVA gemacht. Dort war ich in verschiedenen Projekten involviert, zuletzt sollte ich eben auch einige organisatorische Aufgaben übernehmen, sprich Formatierung und Kalkulationen für neue Formate, und da mir das zu langweilig war, bin ich wieder zurück nach Frankfurt. Dort Habe ich eine ganze Weile in einer Multimedia Agentur eines Bekannten gejobbt bis ich schließlich vorletztes Jahr (1999)ein Praktikum bei Planet Radio bekam. Da war ich erst mal für zwei Monate in der Redaktion, dann noch mal zwei Monate als freie Mitarbeiterin in der Produktion und Redaktion.
Im Sommer hatte ich mich bereits in Düsseldorf an der Akademie für Mode und Design beworben und war somit praktisch schon wieder raus bei Planet.
Im Oktober bin ich also nach Düsseldorf gezogen, habe das Studium angefangen und nebenbei bei Eins-Live kleinere Beiträge produziert. Weihnachten letzten Jahres war ich dann auf einer kleinen Abschiedsparty für meine ehemalige Redakteurin bei Planet, traf dort eben auch die ganzen Kollegen wieder, unter anderem auch meinen damaligen Chef. Der sprach mich einfach so an: “Sag mal Simone, wird es nicht Zeit für Dich mal mit dem moderieren anzufangen?” Damit war’s dann auch schon passiert. Ich hatte in meiner Praktikumszeit bereits Sprechtraining bekommen und hatte einige Werbetrailer gesprochen und so ging danach alles relativ schnell. Innerhalb von zwei Wochen war ich On Air und beschloß nach wenigen Tagen, alles in Düsseldorf hinzuschmeißen und wieder nach Frankfurt zu Planet zurückzugehen.
Hatte ich schon erwähnt, umziehen ist eines meiner großen Hobbies!

In der Tat. Du bist ja auch immer noch regelmäßig bei Planet Radio auf Sendung, hast dort die Samstagmorgen Show und eine Sendung mit New Releases am Sonntag Nachmittag. Wie kamst Du dann über die Radiomoderation zu MTV2 Pop?
Im Sommer kam eine Anfrage von einer Hamburger Castingagentur, die jemanden für eine neue Show auf MTV gesucht haben. Zum Fernsehen gehen, fand ich als Idee eigentlich immer schon ganz prickelnd, und so habe ich mich eigentlich zuerst aus Jux und Dollerei mal beworben, habe meine Unterlagen hingeschickt und geschrieben “Hey, habt Ihr nicht Lust mich mal einzuladen”. Kurze Zeit später war dann ein kurzes Casting in München, nur etwa eine Viertelstunde, wo man ein, zwei Moderationen sprechen sollte und ein bisschen vom Teleprompter ablesen, das wars. In der nächsten Woche klingelt dann mein Telefon: “Hallo Simone, du hast uns gut gefallen und wir würden Dich gerne noch zu einem weiteren Casting sehen.”
Ich konnte es erst mal gar nicht glauben und bin vor Freude völlig ausgerastet. Dann habe ich mir allerdings wieder gesagt: “Naja, ist ja auch nur ein weiteres Vorstellungsgespräch, nehmen werden Sie dich eh’ nicht…”
Im Endeffekt waren wir bei diesem Termin dann auch nur zu zweit, also ich und ein anderes Mädel, der Tag verlief dann auch eher wie ein Training, als wie ein Auswahlverfahren. Wir wurden x-mal umgestylt, haben verschiedene Moderationen ausprobiert und, und, und. Alleine an diesem Tag hatte ich schon soviel gelernt und erlebt, dass ich gut zufrieden nach Hause hätte fliegen können. Dann kam am nächsten Morgen aber der Anruf: “Hallo Simone, Herzlichen Glückwunsch, Du bist es!” Ich konnte es erst überhaupt nicht glauben, hab den Hörer fallen lassen und erst mal geschrieen. Danach ging dann alles auch irgendwie sehr schnell.

Sicher am Anfang ein regelrechter Sprung ins kalte Wasser.
Stimmt. Besonders heavy war es für mich als die “Neue” gleich zur Popkomm zu fahren, einen irrwitzigen Terminkalender abzureissen und alles mehr oder weniger aus dem Stand. Aber irgendwie habe ich das alles gewuppt und das Popkomm Special war echt super, und hat sehr viel Spaß gemacht.

Ist es bei den ODC 40 auch regelmäßig vorgesehen in verschiedenen Locations zu drehen bzw. Aussendrehs mit einzubringen, wie es beispielsweise bei Clubrotation gemacht wird?
Bei Club Rotation ist es, wie der Name schon sagt eben die Rotation der verschiedenen Locations die das Konzept ausmachen. Die ODC 40 sind eine Chartshow und daher werden solche Aussendrehs wie zur Popkomm, oder zu den MTV Europe Music Awards eher eine Ausnahme, eben etwas Besonderes bleiben. Sicher wird es ab und zu die eine oder andere Veranstaltung geben, wo wir uns auch mal wieder vor die Tür trauen.

Mit den ODC 40 hat MTV2 Pop sicher einen großen Schritt nach vorne in das breite Dance Segment des Musikmarktes hineingetan. Welchen Stellenwert würdest Du diesen Top 40 selber beimessen?
Die Resonanz die ich selber mitbekomme, ob aus dem Bereich der Musikproduzenten und Promotern oder direkt vom Endverbraucher, dem Zuschauer, ist überwältigend positiv.
Die Dance Szene wurde bisher oft stiefmütterlich behandelt, sei es nun in den Media Control Spezialcharts beim Radio oder eben auch beim Fernsehen. Die Verkaufszahlen in diesem Bereich zeigen aber ganz eindeutig welche Marktposition Dance mittlerweile einnimmt, eine Sendung wie die ODC 40 war somit eigentlich die logische Schlussfolgerung um die breite Masse der interessierten Käufer, die vom Teenie über Leute in meinem Alter um die 20, bis hin zu den älteren Dance und Techno Fans reicht, anzusprechen.

Du selber gehörst natürlich wie Du eben schon sagtest genau zu dieser Zielgruppe der jungen Mitzwanziger, die den Löwenanteil bei Plattenkäufen einnehmen. Welche Musik hörst Du selber am liebsten und was waren so die letzten Scheiben die Du Dir gekauft hast?
Ich muss sagen, persönlich liebe ich Housemusic über alles. Gerade etwas undergroundigere Sachen wie DJ Pierre mag ich total. Die letzten Lieder die ich besonders mochte waren “Deep Swing – In the Music” oder “Sono – Keep Control”. Bei Sono finde ich vor allem beeindruckend wie musikalisch ausgereift das Ganze ist. Die Jungs spielen eine ganze Reihe ihrer Instrumente selber und da hört man schon einen Unterschied finde ich.
Dann finde ich die neue Tonka sehr cool “Heartjumpa” und zu Hause für mich allein höre ich sehr oft “Café del Mar”, von den CDs habe ich eigentlich auch alle.

Mit deinen beiden Wochendend-Sendungen bei planet radio, speziell der am Samstagmorgen, bist Du ja genau dann bei der Arbeit wenn andere ausspannen und feiern gehen. Wie sieht das bei Dir aus, fällt Party da ganz flach, oder findet sich doch noch Zeit?
Wer am Wochenende arbeitet, muss dann eben in der Woche feiern gehen (lacht). Ab und zu gehe ich doch auch mal am Freitag- und Samstagabend weg, dann ist man eben am nächsten Tag etwas müde, das kann aber auch ganz witzig sein. Wir sind ja bei Planet immer Live und ich schreibe meine Moderationen nicht immer vor, wenn man dann eine durchgerockte Nacht auf dem Buckel hat kommt es schon manchmal zu lustigen Moderationen, wo man mit Leuten telefoniert, die auch gerade von der Piste kommen. Ich bin also auch schon mal um fünf oder so aus dem Club gekommen, ab nach Hause, Kaffee, Duschen und in den Sender.

Aha?! Und was passiert dann an einem solchen Morgen?
Abgesehen von einigen Versprechern, die meistens auch ganz lustig sein können, passiert es, dass man mit Hörern on air geht, die man noch vor wenigen Stunden in einem der Clubs angetroffen hat.

Beim MTV2 Pop machst Du die Anmoderationen aber nicht aus dem Stehgreif?!
Nein. Die Moderationen werden ja jeden Dienstag in Hamburg aufgezeichnet, in der Regel klappt auch alles immer recht zügig, wenn man sich aber doch mal verspricht machen wir das auch ein zweites, drittes oder viertes Mal.

Liest Du dort Deinen Text lediglich ab oder hast Du auch Einfluss auf den redaktionellen Inhalt?
Alle Texte die ich bei den ODC spreche, werden in Zusammenarbeit mit meiner Redkteurin erarbeitet, und wenn etwas nicht geht oder nicht passt,habe ich aber als Radiomoderatorin schon genügend Einblick in die Szene um mir zu den Clips irgendwas passendes einfallen zu lassen und in der Regel klappts dann auch.

Insofern als das Du, zwar Deinen eigenen, aber dennoch, vorgeschriebenen Text hast und nicht so frei von der Leber weg erzählen kannst, ist es ja schon ein recht großer Unterschied Radio oder Fernsehen zu machen. Wie sieht es mit der Perspektive gegenüber dem Zuseher bzw. Zuhörer aus, wo liegen da die Unterschiede?
Wenn ich für die ODC 40 aufnehme dann stelle ich mir immer vor ich rede nicht mit der Kamera, sondern mit einem Menschen, der vor mir auf seiner Couch sitzt und zuschaut. Beim Radio ist das etwas anders. Da sehe ich mich selber immer irgendwie vorm Autoradio sitzen und lauschen. Der Faktor live auf Sendung zu sein spielt da eine ganz große Rolle. Ich versuche mir selber zuzuhören und manchmal beschleicht mich schon das Gefühl extremen Unsinn geredet zu haben (lacht). Die Hörer sehen das glücklicherweise nicht ganz so schlimm.

Wenn Du jetzt die beiden Jobs vergleichst, möchtest Du dann lieber Deine Fernsehkarriere forcieren oder ist Dir eher das Radio wichtig(er)?
Im Moment hat MTV2 Pop für mich absolute Priority. Ich bin ein Mensch der wahnsinnig viel auch mit Gestik und Mimik rüberbringt, beim Radio bleibt einem nur das Wort. Sicher hat man auch die Möglichkeit mit Stimme und Geräuschen verschiedene Sachen auszudrücken, beim Fernsehen kommt aber eben das Bild hinzu und das ist wahnsinnig mächtig. Radio wird für mich immer eine Leidenschaft bleiben, denn ich genieße es Bilder im Kopf zu erzeugen und die Zuhörer auf diese Art zu unterhalten. Würde ich von heute auf morgen vor die Wahl gestellt, entweder oder, würde ich mich aber fürs Fernsehen entscheiden.

Einer der großen Unterschiede ist natürlich auch der Bekanntheitsgrad den ein VJ bei MTV im Gegensatz zu einem Radiomoderator hat. Wirst Du oft auf der Straße erkannt, vielleicht sogar angesprochen?
Generell hält sich das ganze noch im Rahmen und mir war eigentlich nicht klar, dass mich überhaupt jemand irgendwie da mal sehen würde und das erste Mal, wo mich jemand angesprochen hat war schon extrem komisch.
Ich stand bei H&M und habe irgendwelche Hosen anprobiert, als mich plötzlich dieses Mädel anstarrte, ich dachte erst nur die will vorbei und bin zur Seite gegangen. Sie guckte aber immer noch und da habe ich sie gefragt, ob wir uns kennen. “Neee, ich aber Dich!”. Dann hat sie noch erzählt, dass sie immer die ODC 40 guckt und total super findet und ich war echt begeistert. So ähnlich war es dann auch, als MTV2 Pop wollte, dass ich eine Autogrammstunde gebe und ich dachte noch, “na wenn da überhaupt wer kommt…”. Auf einmal war da alles brechend voll und alle meinten nur wie toll sie die Sendung finden und überhaupt. Das fand ich schon sehr, sehr geil.

Na dann hoffen wir doch mal, dass es weiter so gut für Dich läuft, mit dem Fernseh- und dem Radio-Job und Du uns noch lange als VJane bei MTV2 Pop erhalten bleibst!
Ja, ganz, ganz lieben Dank und Euch auch alles Gute!

Vielen Dank an die reizende Simone!

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