Interview mit N-Joy Resident DJ Digress

Nicht nur im hohen Norden ist der Kieler DJ Digress mittlerweile ein Begriff. Seine all-samstägliche Mix-Show von 22.00 bis 23.00 Uhr auf N-Joy Radio ist für viele zum regelrechten Pflichtprogramm beim hübsch machen für die Piste geworden. Auch im Süden Deutschlands erfreut sich der sympathische Trance-Jockey mittlerweile immer größerer Beliebtheit. BeatCounter traf ihn beim Auflegen in seiner Heimatstadt.

Digress, man könnte Dich ja eigentlich als richtiges Multitalent bezeichnen. Was machst Du neben dem Auflegen eigentlich noch alles?
Was heißt Multitalent (lacht), ich hatte halt das Glück, mein Hobby zum Beruf machen zu können. Neben dem Auflegen produziere ich halt noch selber, ich arbeite in Hamburg in einer Plattenfirma und Promotionagentur und von Zeit zu Zeit gebe ich DJ-Workshops.

Workshops? Was genau darf man sich darunter vorstellen?
Also gerade hier im Norden gibt es recht viele Jugendzentren, Kulturkreise und ähnliches, da fahre ich dann hin, nehme ein paar Platten mit und zeige den Kids mal wie man mixt. Laut Umfrage äußern mittlerweile an den deutschen Schulen an die 80 % der Schüler als Traumberuf DiscJockey. Das Klischee ist ja auch sehr reizvoll, dementsprechend ist der Andrang auch immer sehr hoch.

Wie alt sind die Kinder im Durchschnitt so, die sich von Dir etwas zeigen lassen wollen?!
Was heißt Kinder, die Jüngsten sind acht, neun und die Ältesten so achtzehn, neunzehn, also eigentlich keine Kinder mehr.

Und hast Du dabei vielleicht sogar schon das eine oder andere Talent entdecken können?!
Ja, wir haben mal einen Wettbewerb veranstaltet, in einer Tanzschule hier in Kiel, da haben vier Jungs mitgemacht, die vorher bei mir im Workshop waren und einer davon hat dann tatsächlich gewonnen. Er hat wirklich Tag und Nacht dafür geübt, mittlerweile mausert er sich zu einem richtig guten Vocal-House-Jockey, hat auch schon einige Bookings und mal sehen wie das weitergeht.

Erinnert Dich das daran wie Du selber angefangen hast oder war das ganz anders?
Ich habe so etwa 1988 angefangen auf Parties Musik zu machen, damals noch mit New Model Army und Cure. Irgendwann hab ich dann eben ein paar House-Scheiben in die Finger gekiegt und damit rumgedaddelt. Das hat mir so gut Gefallen, daß ich dabei geblieben bin. Anfang der neunziger habe ich dann die heftige Techno-Phase mitgemacht, auf verschiedenen Raves und eben meinem damaligen Resident-Club hier in Kiel, das “ReBase”.

Wie bist Du dann nach Hamburg, zu U.S.S. beziehungsweise zur DJ-Promotion Public Propaganda gekommen?
Das war damals wirklich reines Glück. Ich habe mich damals mit meinem Promoter bei Public Propaganda recht gut verstanden, als der einen anderen Job in New York angenommen hat, meinte er, ich hätte das Talent und die richtige Einstellung den Job zu machen, ich solle mich einfach bewerben. Und unter 26 qualifizierten Bewerbern bekam ich dann tatsählich den Zuschlag. Ich habe dann erst ein Jahr die Betreuung der 500 DJs im Pool übernommen und dann nach und nach andere Aufgaben. Mittlerweile betreue ich eben auch den Handel, die DDC, etc….

Du sagtest vorher ja, für 80 % der Schüler sei Dj der Traumjob. Aus Deiner Sicht, richtig oder falsch?
Ich möchte es mal so sagen, wenn man wirklich nur vom Auflegen bzw. Produzieren leben kann: Ja, durchaus! Hat man nebenbei noch einen Job bei dem man Montag bis Freitag und eventuell noch den halben Samstag im Büro oder sonstwo ist, dann bedeutet es in jedem Fall viel Stress und wenig Freizeit. Damit kommt nicht jeder klar.

Wieviele Leute kennst Du, die letztendlich wirklich gut nur von der Musik leben können?
Das ist immer so eine Sache, es gibt schon so einige. Die Voraussetzung dafür ist natürlich irgendwo auch immer der kommerzielle Erfolg, im Sinne von Chart-Plazierungen in den Deutschen Dance- oder den MediaControl-Charts. Wer viele Platten verkauft, darf mit seinem Namen dann auch irgendwann mal den Staubsauger in die Kasse halten. Diejenigen kann man aber eigentlich an einer Hand abzählen und der Weg dahin ist alles andere als einfach.

Wo setzt Du zur Zeit und vielleicht mit einem Zwinkern in die Zukunft, Deine Präoritäten was den Job angeht?
Zunächst einmal kommt meine Arbeit, die mir sehr viel Spass macht, dann das Auflegen und zu guter Letzt, wenn noch ein bisschen Zeit übrig bleibt, das Produzieren.

Eine Symbiose aus all diesen Bereichen stellt ja die DDC-Compilation dar, die Du mitzusammengestellt hast, die zweite CD gemixt hast und auf der Du mit Deinem Track “Splendy” selbst auch vertreten bist. Wird es da auch eine Volume 2 geben?
Die DDC-Compilation ist als Serie geplant, soll vierteljährlich erscheinen und wird beim nächsten Mal auch eine richtige Mix-CD enthalten.

Eine “richtige”?
Ja, leider wurde bei der Volume 1 aus Versehen der Fehler begangen, alle Titel bei den Urhebern lediglich als Compilation, nicht aber als Mix-Lieder anzufragen. Daher mußte ich auf der Mix CD auf jegliche Spielereien mit den Songs verzichten und konnte nur aus- bzw. den nächsten Song reinfaden. Das wird bei der Volume 2 allerdings nicht mehr der Fall sein.

Werden die nächsten Compilations also alle eine Mix-CD von Dir enthalten?
Ich habe die Option die ersten drei CDs zu machen, wie es dann weitergeht wird auch entscheidend vom Erfolg in den Läden abhängen. Ich denke aber auch das der Erfolg nicht so sehr von dem Mix-DJ abhängt, sondern eher davon, ob die Zusammenstellung der Tracks stimmig ist.

Das dies der Fall war, bestätigt ja zum Beispiel die Raveline mit ihrer positiven Review der CD.
Darüber freut man sich natürlich auch.

Wo hat man in näherer Zukunft mal Gelegenheit Dich in Action zu bewundern?
Ich habe zur Zeit zwar keinen Resident-Club mehr, bin dafür eigentlich in ganz Deutschland unterwegs, ich war zuletzt gerade im Nightflight in München, im Toy in Stuttgart, in Tarp und und und… eigentlich Kreuz und Quer.

Wer allerdings nicht das Vergnügen hat Dich allzubald in einem Club in seiner Nähe zu hören, den tröstet hoffentlich der Samstag-Abend-Mix um zehn Uhr bei N-Joy. Wie steht es sonst, kann man Dich bald mal wieder kaufen?
Die nächste Single ist schon so gut wie fertig, kommt Oktober, November sowas, und der Titel wird noch nicht verraten.

Streng geheim, was?
Ja ganz genau. :-)

Na dann! Also, Vielen Dank für Deine Zeit, Du mußt jetzt auch schon wieder zurück an die Plattenspieler. Gibt es vielleicht noch etwas, das Du auf diesem Wege der Welt mitteilen möchtest?
Ja, bleibt frisch, bleibt locker und immer schön Samstags N-Joy hören (lacht)! Was auch sonst?!!

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