Interview mit Tunnel Resident DJ Baphomet

Baphomet, den meisten wahrscheinlich als langjähriger Resident des legendären “Tunnel” in Hamburg bekannt, hat sich nun nach vier Jahren dort entschieden eine kleine Pause in Form einer Clubtour zu machen, die ihn durch ganz Deutschland und die Schweiz führen wird.

Nach vier Jahren, äußerst erfolgeichen darf man wohl sagen, muß der Tunnel jetzt ohne Dich auskommen. Dort hat sich zwar der Hauptteil Deines DJ-Lebens abgespielt, aber mich würde interessieren wie Du überhaupt erst dazu gekommen bist, was hat DJ Baphomet davor so getrieben?
Angefangen mit Musik hab ich etwa 1990. Der erste interessantere Club in dem ich dann aufgelegt habe, war der “Opera-House-Club” im Grünspan, so um ’94. Opera war jeden Donnerstag, das ließ einem reichlich Zeit am Wochenende noch andere Bookings zu machen. Da kommt man auch schön rum. War eine lustige Zeit. Als der O.-H.-Club dann die Location gewechselt hat, war es damit für mich schon fast vorbei. Die neue Location, das Cave (damals noch Slam), auf der Reeperbahn, war alleine vom Sound her nicht mit dem Grünspan zu vergleichen, in dem sonst auch Rockkonzerte gemacht wurden, also ordentlich Power. Im Cave gab es sogar eine Lautstärkebegrenzung wegen eines anliegendem Hotels, da kam meiner Meinung nach nichts Vergleichbares an Stimmung rüber.

Das war das Ende des Opera-House?!
Ja, es gab da noch einige Fehler von den Veranstaltern die, als sie merkten das es nicht mehr so lief, zurück in die alte Location wechseln wollten, welche aber nicht immer frei war und so konnte es sein das an einem Abend die Hälfte der Leute vorm Grünspan standen und die andere vorm Cave, weil niemand genau wußte wo das Ganze nun abging. Klar, das sowas nicht lange gutgeht!

Dann warst Du also praktisch arbeitslos?!
Ja, so ungefähr Irgendwann stand ich dann mit DJ Hunter, mit dem ich mich sehr gut verstanden habe, vorm Tunnel und er hat mir den Besitzer vorgestellt. So kam eins zum Anderen. Zuerst hab ich dann einmal alle paar Wochen, später jeden Samstag und manchmal Freitags aufgelegt.

Auf den “Red Light” -Veranstaltungen hast Du dann versucht einen neuen Sound im Tunnel zu etablieren.
Seit Anfang an habe ich eigentlich versucht meinen Stil durchzusetzen. Mein Ziel war es immer, daß wenn die Leute auf den Flyer gucken und “DJ Baphomet” lesen, genau wissen welcher Sound sie erwartet. Ich wollte nie nur deswegen Erfolg haben weil ich eine hittige Scheibe nach der anderen runterspiele, wie sehr viele zu der Zeit. Alle haben irgendwo versucht Gary D. nachzuahmen, in der Hoffnung genauso erfolgreich zu werden. Aber “D-Trance” ist und bleibt eben “Gary-D-Trance”. Da kann man nur ein schlechterer Abklatsch sein. Man sollte versuchen sein eigenes Ding zu finden, die Hits spielen kann jeder aber wenn die Leute losschreien wie bei Sven Väth , Miss Djax oder Richy Horton dann liegt es nicht am Bekanntheitsgrad der Scheiben, sondern daran wie sie transportiert werden.

Braucht man dafür nicht auch ein ganz bestimmtes wahrscheinlich eher anspruchsvolles Publikum?
In jedem Fall. Traurigerweise muß man wohl sagen, daß das Publikum in Köln, Frankfurt oder Berlin eher für soetwas zu haben ist, als hier in Hamburg. Der typische Hamburg-Sound wird eben fast in allen Läden strikt durchgezogen, zum Teil weil die Leute gar nichts anderes hören wollen. In der Beziehung ist Hamburg anscheinend ein wenig hinterher.

Noch nicht reif für Dein Sound?
Würde ich so nicht sagen, immerhin hat sich doch ein richtiges Stammpublikum entwickelt im Tunnel. Aber ich mußte auch lange dafür kämpfen, meine Musik dort richtig zu etablieren.

Die Leute kommen also um Deine Musik zu hören, das ist aber sicher nicht überall wo Du auflegst der Fall, gerade wenn man in einem “fremden” Club ist?!
Sicherlich, in dem Fall stelle ich mich dann auch schon auf die Leute ein, wenn es nicht gleich so läuft. Aber letztenendes versuche ich sie immer für meine Musik zu begeistern und mitzureißen.

Wie würdest Du deinen eigenen Stil beschreiben?
Ich lege sehr aus dem Bauch heraus auf. Ich glaube gerade bei Minimal-House bzw. Detroit-Techno muß man sehr viel Gefühl investieren. BC: Legendär sind auch Deine acht oder neun Stunden langen Sets im Tunnel, wie schaffst Du es, Dich solange zu motivieren und zu pushen? Baphomet: Wenn ich auflege, dann solange wie es mir Spaß macht, und das ist keine Floskel ! Die Musik verknüpft sich in meinem Kopf zu einem langen Seil, und wenn nicht irgndwann ein Knoten kommt, kann das auch schon mal acht, neun Stunden so gehen.

Dein längstes Set?
Sylvester im Tunnel. Um zwölf habe ich da noch kurz angestoßen und dann bis neun durchgeballert. Da ist man dann schon ganz schön am Ende aber der Laden war konstant voll und es hat einfach auch unwahrscheinlich Spaß gemacht.

Was hältst Du von Großveranstaltungen, auf denen jeder DJ nur anderthalb, zwei Stunden auflegt?
Das ist sicherlich für die Leute eine interessante Sache, weil sie an einem Abend die Möglichkeit haben, von vielen verschiedenen Sachen einen Eindruck zu kriegen. Mehr ist aber für mich auch nicht dran. In der kurzen Zeit schafft man es sowieso nicht den Leuten wirklich etwas rüberzubringen. Im letzten Jahr war ich auf der Goliath, in der Schweiz dabei, bei 25.000 Menschen und 12 Floors mit 160 DJ’s aus aller Welt, ist die Athmosphäre zwar wirklich außergewöhnlich, aber es nervt halt tierisch, nach einer dreiviertel Stunde schon den Atem es nächsten Auflegers im Nacken zu spüren.

Diesem Problem gehst Du ja jetzt geschickt aus dem Weg, es steht eine Clubtour an, auf der Du, soweit ich weiß, mit nur einem Support an den Start gehst!
Genau. Ein Eidgenosse, DJ Andy-Dee, den ich vor einigen Jahren unten in der Schweiz kennengelernt habe. Deswegen starten wir auch die Tour in Bern, am ersten Mai, die Woche danach sind wir in Bruck und in Zürich. Dann gehts ab nach Neukahlen, das ist in der Nähe von Rostock ins “Erlebniswelt”. Dort bin ich auch vorher schon ein paar mal gewesen und wollte den Laden deswegen miteinbauen, obwohl er eigentlich nicht so direkt in die Reihe paßt. Ich komme durch insgesamt zwölf Städte, mit Locations wie dem “Dorian Gray” in Frankfurt, dem “Kit-Club” in Köln oder dem “Rohstofflager” in Zürich, also alles Upper-Class Läden in denen eigentlich sonst Leute wie Sven Väth oder Jeff Mills auflegen, das macht natürlich Spaß!

Wieviele Städte sind insgesamt vorgesehen?
Acht in Deutschland und drei in der Schweiz, mit der Tunnel-Club-Tour waren es zwar noch fünfzehn, dafür habe ich die Tour diesmal aber auch ganz alleine organisiert und schon sehr selektiert, was die Clubs betrifft!

Hört sich ausgesprochen vielversprechend an. Unsere Zeit ist leider schon wieder um, wer Dich einmal live erleben möchte hat jetzt denke ich reichlich Gelegenheit dazu.
Vielen Dank Baphomet und bis bald.

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