Interview mit DJ und Produzent Markus Gardeweg

Markus Gardeweg ist Resident- DJ im Kontor in Hamburg, einer von Deutschlands renommiertesten House Clubs. Er mixt jedes Jahr die erste Hälfte des Kontor “Top of the Clubs” Samplers und ist zur Zeit mit seiner Debut Maxi “I can’t Take it” auf dem Weg an die Spitze der Deutschen Dance Charts.

Auch wenn Du diese Frage wahrscheinlich schon zum tausendsten Mal gestelllt bekommst, so ist sie doch eigentlich immer der schönste Einstieg: “Erzähl doch mal wie es bei Dir so angefangen hat, mit der Karriere als DJ?!”
Ja, das war so um ’82 rum… Ich war 14 und hab etwa alle zwei Wochen im Haus der Jugend aufgelegt.

Hier in Hamburg?
Ja, in Steilshoop, harte Gegend (lacht), damals hab ich sowas wie “Farley Jackmaster Funk”, “Love can’t turn around”, “Get down Saturday Night” gespielt, die ganzen Funk and Soul- Sachen, allerdings nur Dance, keinen Rock oder so.

Was kam nach dem Haus der Jugend?
Ich hatte dann Gelegenheit auf verschiedenen Parties von David Fascher und Nana, der damals noch als Veranstalter gearbeitet hat, aufzulegen; ein, zweimal im Monat. Stichwort “Cap San Diego”, woran sich vielleicht manche noch erinnern werden. Irgendwann hab ich noch in so einem Laden in Wandsbek gearbeitet, das war mehr eine Cocktailbar und danach bin ich schließlich im “Sky”, auf der Reeperbahn gelandet. Bis dahin hab ich auch immer nur Black Music, Swingbeat und solche Geschichten gemacht.

Wann hat sich denn Dein Wechsel zur etwas schnelleren Gangart des Dance- Spektrums ergeben?
Irgendwie bin ich dann im Bit am Jungfernstieg gelandet, auch ein außerhalb eher unbekannterer Laden, nebenbei habe ich halt auch immer auf Parties in und um Hamburg gearbeitet. Im Bit habe ich noch gemischt gespielt aber schon überwiegend House, dabei bin ich dann im Nachhinein eben geblieben , bis Heute…

Und schließlich ging es dann ins “Kontor”?!
Ja, das ist jetzt fast vier Jahre her! BC: Damit war Deine Tingel-Tangel- Zeit dann vorbei. Vorher war es eben relativ schwierig sich in Hamburg einen Namen zu machen, außer auf Aus-der-Reihe-Parties. Die ganzen Clubs hatten ihren festen DJ’s, von denen die Besitzer sich auch so gut wie nie trennten! Also mußte ich warten bis irgendwann ein neuer Laden aufmacht. Im brandneuen “Kontor” bekam ich dann endlich diese Chance, sozusagen als zweiter Mann, nach Matthias Menk.

Hast Du die Funk und Soul-Schiene dann ganz aufgegeben?
Vom Moment an wo ich im Kontor angefangen hatte war es dann nur noch House, den ich gespielt, gelebt und geatmet habe (lacht), nein mal ehrlich, privat höre ich schon noch ab und zu Funk&Soul oder R&B.

Hörst Du zuhause überhaupt noch Musik, immerhin verbringst Du ja den ganzen Tag bei Kontor Records auch in einer sehr musikalischen Kulisse. Hat man da nach Feierabend noch Lust auf Musik?
Ja klar, zuhause höre ich aber eher softere Sachen: ganz straighten Hip Hop, Café del Mar, sowas… auch R&B. Im Auto höre ich auch schon mal ‘ne Trend-CD, so zum Fahren. Manchmal reichts einem aber auch. Dann häng’ ich mich einfach auf die Couch und laß mich vom Fernsehen berieseln.

Bei Kontor bist Du A&R?
Zusammen mit Jens Thele, wir haben jetzt seit zwei Monaten auch eine eigene Sendung bei Radio Energy, Samstag Nacht von zwei bis vier.

Das sind dann zwei Stunden Non-Stop Mix?
Ja, die erste Stunde mache immer ich und dann haben wir einen Gast DJ.

Zum Beispiel?
Piet Blank, Jasper Jones, Tom Novy, Quicksilver, David Morales waren schon da. Moguai, Tomcraft, Phil Fuldner, Joe T. Vanelli, Mark van Dale, etc.

Was hältst Du generell von dem Trend das immer mehr Radio-Sender Live oder “Live on Tape” Mixe ins Programm nehmen?
Ich denke das ist eine echt schöne Sache. Man hat eben die Gelegenheit auch mal DJ’s zu hören, die man live vielleicht eher selten antrifft. Die wirklich positive Resonanz, trotz der eher schlechten Sendezeit, gibt uns da auch Recht.

Wann hast Du neben dem Auflegen, solcher Radio-Geschichten und der Arbeit für Kontor eigentlich noch Zeit zum Produzieren gefunden?
Genau dieser Zeitmangel hat mich lange davon abgehalten. Obwohl ich kein richtiger Engineer bin, in dem Sinne das ich mich mit den Geräten so hervorragend auskenne, hab’ ich dann etwa September/Oktober ’98 doch den ersten Track fertig gekriegt. Damit bin ich auch, vom Erfolg her, bereits mehr als zufrieden.

Und als Remixer hast Du dich auch schon versucht!
Jetzt gerade habe ich “Children” für John Piero gemacht, und es stehen wohl auch noch ein paar andere Projekte an, die ich aber noch nicht verraten möchte (grinst!). Zuviel habe ich da allerdings auch nicht vor. Wenn man jeden Remix annimmt kann es auch passieren, daß sich dein Name relativ schnell abnutzt. Außerdem kann niemand aus einem von vornherein schlechten Lied einen guten Remix zaubern. Obwohl das Remixen, gerade finanziell, sehr interessant sein kann, möchte ich da doch eher wählerisch bleiben.

Wie sieht Deine es mit deiner nahen Zukunft als Plattenreiter aus?
Zunächst einmal werde ich natürlich dem Kontor noch eine hoffentlich sehr, sehr lange Zeit treu bleiben.

Ganz nebenbei, stimmen denn die Gerüchte von einem erneuten Umbau?
Auch wenn ich konkret noch nichts sagen kann, so steht mittlerweile auf jeden Fall fest, daß etwas passieren wird, wie und wann liegt allerdings auch nicht innerhalb meines Einflusses.

Aha!… Deine persönlichen Perspektiven innerhalb der Arbeit?
So oft es geht, möchte ich weiterhin in vielen verschiedenen Clubs auflegen, im Kontor bekomme ich auch den Freitag schon mal frei dafür (lacht). Ansonsten steht jetzt bald meine Follow-Up Single an. Vom 13.-17. März ist dann die “Winter Music Convention” in Miami, dort wird alles vertreten sein, was in der Szene Rang und Namen hat, tja und dann sehen wir weiter würd’ ich sagen!

…und privat, was machst Du wenn Du nicht arbeitest?
Am liebsten Essen gehen, auf der Couch liegen und Zappen, wenn’s geht verreisen, ins Kino gehen,… Musik hören, weiß nicht (lacht) !

Wohin am liebsten?
Was, verreisen?!…Amerika. Egal wo dort.

Lieblingskinofilm?
Der Pate I-III.

Lieblingsalbum?
Uff… Tony Rich Project, beide LP’s. (scheint langsam (in Erwartung der Negativ-Top-Ten- Fragen?) etwas zurückhaltender zu werden!)

Magst Du solche “Like-Dislike”- Befragungen nicht?
Naja, habe ich schon schlechte Erfahrungen mit gemacht.

Du redest vom Partysan Jahres-Rückblick?
Ja, auch. Zum Beispiel bei der Frage nach dem Absteiger des Jahres sagte ich “DJ Sammy”, allerdings mit einer ganzen Liste von Erklärungen warum ich das dachte, abgedruckt wurde dann nur der Name, und das gab ‘ne Menge Gerede. Dabei verstehe ich mich mit Sammy wirklich gut, ich finde solche Mißverständnisse kann man vermeiden. Eine andere Sache ist es natürlich wenn der eine oder andere meint sowas als Forum benutzen zu müssen, um jemanden zu dissen den er nicht leiden kann. Dieser Eindruck überträgt sich dann auch auf alle anderen Aussagen und verfälscht sie. Das ist echt schade.

Dann werde ich Dir auch nur noch eine kleine Frage in der Richtung stellen. Welche Platte spielst Du am liebsten?
Eine bei der Die Leute Feiern. Darauf kommt’s schließlich an.

Ganz genau! Markus, vielen Dank für Deine Zeit und alles Gute für die Zukunft.
Danke, das gebe ich natürlich an Euch zurück!

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