Interview mit Guillaume Atlan von “The Superman Lovers”

Wer mit dem Namen Guillaume Atlan nicht sofort etwas bestimmtes verbindet, wird sicher spätestens beim Namen seines erfolgreichsten Projektes hellhörig werden:
“The Supermen Lovers”. Nachdem im letzten Jahr das enorm erfolgreiche “Starlight” in Clubs in ganz Europa absahnte, wurde es zuletzt etwas stiller um den jungen Franzosen Atlan, der sich ganz und gar auf die Produktion des im Oktober erscheinenden Albums “The Player” konzentrierte. Mussten sich also die Fans der “Supermen Lovers” den ganzen Sommer über mit einer einzigen Platte, der “Ultimate Disco E.P.” begnügen, so wird der Herbst doch umso vielversprechender.

Hallo Guillaume, zunächst einmal Herzlichen Glückwunsch zum grossen Erfolg Deiner Deutschlandtour, die Du gerade beendet hast, insbesondere zu der grossartigen Performance auf der ‘French Music Night’ anlässlich der Popkomm in Köln.
Oh, vielen Dank, es war in der Tat eine herrliche Zeit, die ich hier verbringen durfte, besonders in Köln hat es wahnsinnig viel Spass gemacht!

Bist Du öfter in Deutschland und wie hast Du das deutsche Publikum bisher erlebt?
Es war für mich eigentlich erst das zweite Mal, dass ich hier auf Tour gehen konnte, was ich aber jetzt schon mit Sicherheit sagen kann ist, dass das deutsche Publikum wirklich toll mitgeht, sogar bei ganz neuen Tracks die eigentlich noch keiner kannte war die Stimmung einfach genial. Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet wie gut mein Sound, french Disco überhaupt hier ankommt, das war klasse.

In der Tat hattest Du vor einer Weile mit “Starlight” einen Riesenhit, den man trotz seiner Vocallastigkeit und relativ gezügeltem Tempo immer noch sehr oft auf Parties hört. Im Oktober kommt das SML-Album in die Läden, es heisst “The Player” und man kann glaube ich jetzt schon sagen, dass auch da eine Menge Hitpotential drinsteckt.
Nun, dass der Sound zur Zeit recht gut ankommt hat sich schon vor der Tour mit dem abschneiden der Ulimate Disco E.P. in den DJ-Charts abgezeichnet.

Von der Ultimate Disco EP hat es allerdings nur ein Stück, nämlich “Dance with you”, auch auf das Album geschafft, war die Auswahl im Nachhinein so gross, dass Du “Higher” und “Ice Scream”, beides auch sehr gute Tracks, den Laufpass geben musstest?
Ganz so war es nicht, auch wenn wir von Anfang an geplant hatten nur maximal 12-13 Songs aufs Album zu nehmen. Der Gedanke mit den E.P.s, es werden vorraussichtlich insgesamt vier Stück werden, etwas anderes zu machen als mit dem Album selber, hatte für mich von Anfang an einen grossen Reiz. So sind auf der nächsten E.P., die “Fantasia Disco” heissen soll, auch wieder zwei Tracks dabei, die nicht so recht ins Album passten, aber definitiv denselben Vibe bringen wie “White Hands” welches einen Platz auf “The Player” ergattern konnte.

Für viele Vinylkäufer bedeutet es natürlich einen zusätzlichen Anreiz, wen auf der E.P. bisher unveröffentlichte Stücke zu finden sind, speziell wenn sie so gut sind wie “Higher”. Welchen Wert misst Du persönlich der Clubtauglichkeit Deiner Produktionen zu?
In jedem Fall sind es die DJs, die den Sound an den Mann bringen müssen, und wenn die mit den E.P.s gut leben können bzw. sie oft spielen ist das natürlich nur gut für mich. Das heisst aber nicht ich will meinen Sound exklusiv für den Club reservieren. Alle Stücke sind zwar tanzbar, man soll sie dennoch keinesfalls ausschliesslich im Club geniessen können (lacht).

Wie bei diversen anderen Disco-orientierten Acts, speziell französischen, findet man auch bei Dir viele kurze Samples, unter anderem aus älteren Discoscheiben, breite Harmonien, prägnante Pianoriffs und natürlich einen allesumarmenden Vocal. Wo fängt Dein Arrangement an, woran versuchst Du Dich zu orientieren?
Gute Frage. Ich denke es ist oft so, das man einen Teil irgendeines Liedes hört der einem nicht mehr aus dem Kopf geht. Ich denke mir dann eben meinen Teil dazu und arbeite damit. Ich bin selber klassischer Musiker und eigentlich kein DJ, das komponieren und arrangieren liegt mir also von Haus aus eher als reines Samplen. Die Symbiose aus beidem macht dann denke ich, die ganz spezielle Mischung aus, für die der French Sound auch irgendwo steht.

Zu “Starlight” trug Mani Hoffman seine Vocals bei, der auch zwei weitere Songs auf dem Album gemacht hat. Dann sind Janice Leca, Sabrina Adnane und Kenny Norris auf “Diamonds for her” als Gastsänger vertreten. Nach welchen Kriterien suchst Du aus wer Deine Songs wohl am besten interpretiert?
Es ist mir tatsächlich sehr wichtig, dass bei jedem Vocal die richtige Stimmung erzeugt wird, so arbeite ich auch nur sehr ungern mit Künstlern zu denen ich kein persönliches Verhältnis habe. Mani Hoffman ist seit Jahren ein guter Freund von mir, Kenny wurde mir von einem Bekannten vorgestellt und nachdem wir privat etwas Zeit zusammen verbracht hatten, fand ich er träfe den richtigen Ton für “Diamonds for her”. Ganz besonders beim Sänger spielt ein persönliches Verhältnis zum Komponisten/Texter eine grosse Rolle.

Also bleibt sozusagen alles “in der Familie”?!
Ja fast (lacht). Es spart eben eine Menge Zeit und Arbeit, wenn die Person die den Song umsetzen soll sich einigermassen vorstellen kann was in dem Macher vorging, in dem Moment als er das Ding zusammengeschraubt hat, sowohl Sabrina und Janice als auch Mani und Kenny haben das beeindruckend unter Beweis gestellt!

Du sagtest gerade Du bist eigentlich eher klassischer Musiker als DJ. Wobei schlägt Dein Herz höher, beim produzieren oder präsentieren?
Sowohl als auch! Beides macht extrem viel Spass, das frickeln im Studio genauso wie das Endprodukt auf der Bühne zu präsentieren. Aber auch da bin ich eben eher Musiker und performe Live. Wenn es ums Platten auflegen geht trete ich gerne zurück, da gibt es jede Menge DJs, die das viel besser können als ich. Persönliche gehe ich lieber in einen Club und höre mir einen guten DJ an, als die Leute mit meinem spärlichen Können zu langweilen (lacht).

Es kann ja auch, selbst für einen Komponisten, durchaus inspirierend sein, sich von einem guten DJ sozusagen “aus der Konserve” unterhalten zu lassen?
Allerdings.

In Deutschland ist von der französischen Clubszene selber nur sehr wenig bekannt, obwohl in Houseclubs landauf, landab ständig französische Produktionen zu hören sind, hört man nicht annähernd so viele Sachen aus Frankreich wie beispielsweise aus England oder Spanien, wo mit der bunten Clubszene regelrecht nach aussen geworben wird!?
Das hat auch einen ziemlich einfachen Grund. Die französische Clubszene ist fast eingeschlafen. In den grossen Discotheken hört man Trance und Techno, die Radiosender hingegen spielen fast ausschliesslich discoverwandten Sound, Platten die zum Beispiel “Lady” oder “One More Time” nacheifern bestimmen die Klangkultur. Da die meisten Sachen aber nicht von jungen, inspirierten Produzenten, wie Modjo und Daft Punk es nunmal sind, stammen, sondern von Geldgierigen Popgeiern Anfang vierzig, die eindeutig noch die erste Discozeit in den siebzigern im Ohr haben, wirkt der Sound mit der Zeit ausgelutscht, unoriginell und leider auch oft dilletantisch nachgemacht. Alles in allem hört man diese Sachen soviel im Radio, dass keiner mehr Lust hat in einen Club zu gehen und den Sound dort abzufeiern.

Das schwingt ja schon eine gehörige Portion Frust mit. Würdest Du die französische Clubszene (womit ja mehr oder weniger nur die Pariser Szene gemeint ist) gerne umkrempeln, wenn Du könntest?
Das dürfte erstens sehr schwierig sein, denn es muss ja nicht nur die Musik stimmen sondern auch die Leute. In Paris geht man zur Zeit aber lieber Loungen. Läden wie die Buddha Bar stehen sehr hoch im Kurs. Chillen mit einer ordentlichen Prise “sehen und gesehen werden” sind allerdings so garnicht mein Ding, daher zieht es mich eigentlich nur dann ins Nachtleben wenn eine aussergewöhnliche Party ansteht, mit guten DJs und Leuten die mehr darauf Wert legen beim Tanzen ins Schwitzen zu kommen als eben dies zu vermeiden (grinst).

Sehr richtig! Unsere Zeit ist fast um, Du musst weiter. Zunächst einmal Vielen Dank für Deine Zeit und natürlich alles Gute für “The Player”, das Album das vorraussichtlich ab Mitte Oktober bei uns in den Läden steht.
Ich habe zu danken!

Es ist so etwas wie Tradition bei BeatCounter, dass der Gast das letzte Wort an die Leser hat, also Du darfgst gerne noch ein Paar Grüsse loswerden :)
Ja, vielen Dank. Ich möchte natürlich alle Fans der “Supermen Lovers” grüssen und für den treuen Support danken, ich glaube mit dem neuen Album gibt es wieder was ganz leckeres für Eure CD-Player, also bis Bald im Club, Au Revoir!

Schöner hätte man es kaum sagen können. Encore une Fois:
Merci bien, Guillaume Atlan aka “The Supermen Lovers”!

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