Interview mit DJane und Produzentin Melanie di Tria

Dass die Vertreter des ‘zarten’ Geschlechts nicht notwendigerweise auch die sanften Klänge bevorzugen, ist bei weitem keine Sensation mehr. Melanie di Tria ist bereits seit Jahren eine Institution hinter den Plattenspielern und wird von Ihren Fans besonders für Ihre musikalisch, etwas rauhere Gangart hoch geschätzt. Beatcounter unterhielt sich für Euch mit der fröhlichen Westfälin über Past, Present & Future eines DJane-Stars.

Wir haben Samstag nachmittag, das heisst für Dich, wo andere Leute frei haben und feiern gehen, fängt für Dich die Arbeit grade erst so richtig an. Du hast eine eigene Radiosendung bei einem Lokalsender in Bottrop und im eigentlichen Sinne gehört ein DJ ja auch genau dahin, wie kamst Du darauf neben den Auftritten auf Raves und in Clubs auch über den Äther Deinen Sound an den Mann zu bringen?
Die Idee Techno im Radio zu spielen habe ich ja nicht als erste gehabt, als ich ’96 mit der Sendung angefangen habe, gab es aber im Radio noch nicht sehr viele Spots in denen Elektronische Sachen liefen. Ich hatte mehrere Male immer wieder versucht einen Platz beim ‘Bürgerradio’ zu ergattern, um neben den Pop-, Ethno-, Folklore- und was weiss ich nicht noch alles für Shows, eben auch eine Technosendung zu haben. Der Zuspruch war extrem gut und so hat sich die Sendung jeden dritten Samstag im Monat von 19 – 21 Uhr auch bis heute halten können. Meine Sendung „Rave on Air“ kann man nun auch über www.relmeinradio.de live im Internet hören.

Sechsundneunzig war generell ein recht gutes Jahr für Dich, als erste Djane hast Du mit einem eigenen Wagen an der Loveparade teilnehmen können, über Jahre hinweg hast Du Deine Popularität ausgebaut, erfolgreich produziert und geremixt aber wie bist Du eigentlich primär darauf gekommen aus dem Hobby den Beruf zu machen?
Angefangen hat es bei mir wohl wie bei den Meisten, ich war regelmässig zum Feiern auf Technoparties, damals noch kleine, teilweise illegale Brücken- oder Parkplatzparties, dann war ich mit Freunden regelmässig in Köln, unter anderem zur Afterhour wo damals Sven Väth spielte und so bin ich nach und nach über das Interesse an der Musik dazu gekommen selber aufzulegen. Ein guter Freund hat mir hier und da ein paar Tricks gezeigt und schon fand ich mich auf einer Party auf der wohl mehrere DJs ausgefallen waren spontan hinterm Mischpult wieder. Die Resonanz war so gut, dass die Veranstalter mich zunächst als Warmup und später dann eben auch für die Hauptzeit haben wollten. Hier und da kommen andere Veranstalter, hören Dich und wollen Dich buchen, und so habe ich kontinuierlich an Erfahrung gewonnen.

Durchaus ein langsamerer Werdegang als es heutzutage mit vielen neuen Acts der Fall ist, die das Phänomen ‘One-Hit-Wonder’ aus der Popwelt in die Szene gebracht haben. Was hältst Du von dieser Entwicklung?
Anders als zu meiner Anfangszeit, sind heute die Verkaufszahlen und das ganze damit zusammenhängende Spektakel extrem von der Plattenindustrie kalkuliert. Techno und Trance lässt sich mittlerweile verkaufen wie Popmusik und die Majors wollen da nun mal ein Stück vom Kuchen abhaben. Den Newcomern seien Ihre Hits durchaus gegönnt, hier und da sind da ja auch mal gute Sachen dabei, aber ich bin doch recht Stolz darauf sagen zu können das meine Karriere vielleicht nicht in so kurzer Zeit so steil bergauf ging, dafür bin ich aber auch schon seit langer Zeit erfolgreich und kontinuierlich dabei und plane das auch noch eine Weile zu sein.

Man kann durchaus sagen das sich in den letzten Jahren die ganze Musikindustrie und speziell die Technoszene auf gewisse Weise verändert haben, inwieweit hatte das Einfluss auf Deinen persönlichen Style und den Sound den Du den Leuten rüberbringst?
Natürlich hat der aktuelle Sound immer einen grossen Einfluss auf den Stil eines DJs, man spielt eigentlich eher weniger eigene Sachen, sondern lebt von den neuen Scheiben für die man sich begeistern kann. Ich kann grundsätzlich sagen meine Vorliebe war immer harter Sound. Technoid, viel Acid und schön schnell darfs auch gerne sein. Wenn man zum Auflegen unterwegs ist, ist es sicher auch immer eine Sache des Publikums, ich bin da absolut nicht festgefahren. Es kommt also auch schonmal vor, dass da mal etwas tranciges oder sogar chartiges dabei ist, wenn es zur Situation passt, die einzige Einschränkung, die es dabei für mich gibt ist, dass mir persönlich das Teil wirklich gut gefällt. Wenn eine Platte mir nicht gefällt kann sie zehnmal die Nummer eins der Charts sein, dann kommt sie mir nicht in den Plattenkoffer.

Im Grunde weisst Du also erst auf der Party genau wo es langgehen soll?
Wenn man die Location und eventuell auch die Leute schon kennt und einschätzen kann, legt man sich sicher schon etwas zurecht, aber wie gesagt festgefahren bin ich da nicht. Wenn es mit ruhigeren Sachen besser klappt komme ich damit klar, wenn die Situation es erlaubt drücke ich die Leute aber auch gerne mal an die Wand!

Aktuell hast Du ja mit der neuen Hardbetz Compilation einen Turntable Mix und, auf der Harbeatz natürlich mit vertreten, Deiner neuen Single ‘Kreissäge 2′, zwei schnelle Pferdchen im Rennen. Die Hardbeatz ist eigentlich ein Hardstyle Sampler, Dein Mix geht aber nicht nur in diese Richtung?
Das stimmt. Solche Mixe sind eigentlich immer eine Art aktueller Querschnitt durch das Programm was ich auch live auf einer Party mache. Die Hardbeatz sind schon recht hart, eine Hälfte mehr technoid und dann aber auch etwas in Richtung Hardstyle, weil ich es gern etwas abwechslungsreich gestalten wollte. Die zweite Cd ist compiled von Sam Punk worauf sich „richtiger“ Hardstyle befindet.

Die Kreissäge ist, wie die ’2′ dahinter diejenigen vermuten lässt, die Teil eins nicht kennen, eine Fortsetzung, Weiterentwicklung… oder wie kam es zu dieser erneuten Zusammenarbeit mit Kenji Ojigura?
Alle Beteiligten waren nach dem ersten Vinyl sehr begeistert, sie kam super bei den DJs und den Leuten an und irgendwie hatten wir das Gefühl das Thema, sprich dieser kreischende Sound, eben die ‘Kreissäge’, gäbe durchaus noch mehr her als beispielsweise einen Remix. Also haben wir uns hingesetzt und noch mal was gezaubert.

Was sind in nächster Zeit Projekte die man von Dir erwarten kann, die Du selber, vielleicht als besonderen Wunsch, realisieren möchtest?
Zunächst mal habe ich im Moment eine recht gute Zusammenarbeit mit Gary D., die erste Nummer die dabei herauskam ist auch auf der Hardbeatz schon mit drauf und heisst ‘MDT feat. The Daywalker’. Abgesehen davon, dass Gary privat ein supernetter Typ ist und wir uns toll verstehen , ist es auch eine reine Freude mit ihm zu arbeiten, da merkt man die ganze Routine und Erfahrung die er mitbringt, im Vergleich zu ihm bin ich ja sozusagen fast noch ein ‘Newcomer’ ;-)

Das passiert also im Studio, wo wird es Dich in nächster Zeit vielleicht auch auf grösseren Events mal wieder Live und ‘in person’ zu sehen geben?
Den ganzen Rest des Monats bin ich im Ausland, unter anderem in Schweden, Österreich, der Schweiz & den Niederlanden unterwegs, dann werde ich in Hannover auf einem Grossevent dabei sein und dort wird dann auch im November eine ganz spezielle Melanie di Tria Birthday Party im Güterbahnhof / Hannover stattfinden, unter anderem mit Kai Tracid, Mark Spoon, Hooligan & Azzido da Bass und vielen weiteren befreundeten DJs. Das komplette Line-Up kann man sich auf meiner Homepage unter www.melanieditria.de anschauen.

Das klingt ja schonmal sehr vielversprechend, wir werden gerne alle Fans hier bei Beatcounter darüber auf dem Laufenden halten, Dir noch einmal recht herzlichen Dank für Deine Zeit und viel Spass, besonders auf Deinem Birthday- Bash!
Vielen Dank :)

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